6. Juni 2022

gerd gips

Die Reihen der Altvorderen Pétanque-Spieler/innen in Berlin lichten sich weiter. Am 17. Mai ist Gerhard „Gerd Gips“ Lawitzky im Urban-Krankenhaus gestorben. Das Kreuzberger Boule-Urgestein wurde 66 Jahre alt.

Noch am 1. Mai war er Zaungast am Paul-Lincke-Ufer beim Mixte-Endspiel. Seine Stimmung schien bestens. Er saß am Platz, unterhielt sich angeregt mit einer Freundin. Da war er allerdings von seiner Krankheit auch schon schwer gezeichnet.

Gerd brachte mich zum Boule. Das muß 1978 gewesen sein. Wir waren mal wieder in unserer Stammkneipe „Wohnzimmer“ in der Wiener Straße 20. Das Bier floß in Strömen. Dann kamen der leider auch viel zu früh verstorbene Martin „Martäng“ Teufel, „Gerd Gips“ und Wolfgang „Sporri“ Sporrer zu mir, packten drei Kugeln auf den Tresen, erklärten mir, um was es geht und versprachen ein weiteres Bier, wenn ich mit ihnen zusammen im benachbarten Spreewald-Park eine Partie Boule spielte. Nach der ersten Kugel war ich elektrisiert. Boule wurde zum Spiel meines Lebens.

Gerd war ein feiner Kerl. Mein allererster Kontakt in Berlin. Er hat mich 1976 am Bahnhof Zoo, wo ich mit zwei Koffern gestrandet war, abgeholt und mich bei sich einquartiert. Wenige Monate zuvor hatten wir uns in unserer alten gemeinsamen Heimat auf einer Fete kennengelernt. Schon damals war er in Berlin. Später haben wir dann mehrere Jahre in einer Wohngemeinschaft zusammengelebt, gemeinsam studiert, gemeinsame Urlaube und viele feuchtfröhliche Kreuzberger Nächte verbracht.

Gerd war blitzgescheit, unangepaßt, eigensinnig, kreativ. Legendär sein Meisterstück, das Manie-Magazin, das er in den späten 80er bis in die 90er Jahre herausbrachte. Es war subversiv, journalistisch anspruchsvoll, mitunter anarchistisch, witzig, einfach großartig und ist bis heute unerreicht. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie wir am Stammtisch im Salatgarten saßen, Karten spielten, uns über die Boule-Partien vom Tage unterhielten und sehnsüchtig darauf warteten, dass Gerd mit der neuesten Ausgabe des Manie-Magazins hereinschneite.

In den frühen 10er Jahren erkrankte Gerd dann schwer. Es war sogar zwischenzeitlich zu befürchten, dass es schnell zu Ende gehen könnte. Doch es kam anders. Die Lebensgeister meldeten sich zurück, er rappelte sich wieder auf und erlebte noch zehn, zwölf einigermaßen gute Jahre.

Ich habe einen sehr guten Freund fürs Leben verloren und bin sehr traurig.

Dein Freund Michael

Die Beerdigung von Gerd ist am 8. Juli 2022, 12 Uhr auf dem Alten St. Matthäus-Friedhof, Großgörschenstraße 12 in Schöneberg.

gerd gips kreta720

Gerd in Mirtos auf Kreta mit Gerd N. und Michael L., 1979


 

Hier klicken um ein bisschen über Gerds Wirken mit dem Manie-Magazin zu erfahren. Jürgen Glas hat uns ein paar Seiten von Heft Nr. 5 geschickt (ca. 16 MB).

manie magazin

Das Boulodrome Kreuzberg

findet ihr am Paul-Lincke-Ufer zwischen Forster Str. und Liegnitzer Str.

 

Für Google Maps und ähnliche Dienste Paul-Lincke-Ufer 13, 10999 Berlin eingeben.

 

U-Bahn:

Hermannplatz, Schönleinstr. und Görlitzer Bahnhof.

Bus:

M29 Haltestelle Ohlauer Str.


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